Gegen das Vergessen
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Zeittafel 1933: Eröffnung des Konzentrationslagers Dachau. 1935: Einlieferung von neuen Häftlingsgruppen wie z. B. Zeugen Jehovas, Homosexuelle und Emigranten. 1936: Heinrich Himmler wird zum Chef der deutschen Polizei ernannt, damit beginnt der Aufbau von Konzentrationslagern. Der Terror im Lager wird verschärft. 1937: Es finden Massenverhaftungen statt. Viele werden in Vorbeugehaft genommen und ins KZ gebracht. Deswegen wird mit dem Bau eines neuen Lagers begonnen, welches eine Kapazität von 6.000 Häftlingen hatte. 1938: Mit dem Anschluss von Österreich und des Sudetenlandes an Deutschland werden über 11.000 deutsche sowie österreichische Juden in das KZ deportiert. 1939: Einlieferung von Sinti und Roma. 1940: Über 13.000 Polen werden in das KZ eingeliefert. 1941: Mehr als 4.000 sowjetische Kriegsgefangene werden erschossen. 1942: Durch die Wanseekonferenz beginnen die Menschenversuche an Häftlingen. 1943: Es wird mit dem Bau von über 150 Außenlagern begonnen, in denen die Häftlinge Zwangsarbeit für die Rüstungsindustrie leisten müssen. 1944: In den Außenlagern werden 10.000 jüdische Häftlinge getötet. Durch die Überfüllung des KZ von über 63.000 Häftlingen treten Typhusepidemien auf. 1945: Deutschland kapituliert am 8. Mai. Im KZ sterben viele Menschen zusätzlich an Typhus, an den Evakuierungsmärschen oder der Unterernährung. Befreiung des Lagers durch die US-Armee am 29. April 1945. |
Schülerbericht
Am 4.3.2015 besuchten alle 10er Klassen die Gedenkstätte KZ Dachau. Die Exkursion stand unter dem Motto: Gegen das Vergessen. Laut einer Umfrage von „SPIEGEL ONLINE“ weiß jeder dritte Deutsch nichts mit dem Begriff Auschwitz anzufangen. Um dieser Entwicklung entgegen zu wirken, wurde dieser Ausflug unternommen.
Nach etwa 3 Stunden Fahrt kamen wir an. Schon mit dem Beginn des Rundgangs in der Gedenkstätte wurde uns allen das Ausmaß und der Zweck der Anlagen bewusst. Diese Anlage wurde nur für den Zweck errichtet, Menschen gezielt zu terrorisieren und mit unmenschlichen Mitteln zu demütigen. Ursprünglich befand sich auf dem Gelände eine Pulver- und Munitionsfabrik aus dem ersten Weltkrieg. Mit der Ankunft der ersten politischen Häftlingen am 22. März 1933, welche noch ein in der kurzen Zeit improvisiertes Häftlingslager vorfanden, begann der Umbau dieser Anlagen in das KZ Dachau, welches die Vorreiterrolle für die späteren KZ in ganz Europa spielen sollte. Das Gelände war in verschiedene Bereiche gegliedert: Das Häftlingslager mit 32 Baracken, Verwaltungsgebäude und dem sogenannten Bunker (separater Gefängnistrakt mit Einzelhaftzellen, Dunkelhaftzellen, bis hin zu den besonders berüchtigten Stehzellen). Des Weiteren fanden in dem abgetrennten Bunkerhof Exekutionen statt.
Schon die Einweisung war eine Erniedrigung und gab den Häftlingen einen leichten Vorgeschmack auf das was sie erwartete. Nach der Registrierung im sogenannten Schubraum mussten sie sich vollständig entkleiden, duschen und wurden anschließend durch die „neue“ Häftlingskleidung einkleidet. Während dieser ganzen Prozedur waren SS-Männer, die die Häftlinge zur Eile antrieben, vertreten. Wer nachschaute, ob die Kleidung überhaupt die richtige Größe hatte, handelte sich nicht selten Schläge ein. Auf die Kleidung bekam jeder Häftling seine Nummer. Der Mensch wurde nicht mehr als lebendiges Wesen betrachtet, sondern als eine unbedeutende Zahl. Außerdem wurde ihnen ein Winkel mit verschiedenen Farben auf die Kleidung genäht, um für alle Häftling und Wärter sichtbar zu machen, zu welcher Kategorie sie gehörten. Darunter hatten besonders die ab 1935 inhaftierten Homosexuellen zu leiden, da sie zusätzlich die Schikane von Mithäftlingen erleiden mussten. (Zusätzlich wurden ab 1935 Zeugen Jehovas und Emigranten inhaftiert.)
Der Tag begann im KZ um 4.00 Uhr mit dem sogenannten Zählappel, dabei musste man bei jedem Gesundheitszustand die Baracke verlassen. Auf dem Weg dorthin mussten die Inhaftierten deutsche Volkslieder singen und in Reih und Glied marschieren. Die stundenlangen Appelle wurden zweimal täglich und bei jedem Wetter durchgeführt. Dabei waren die Häftlingen hoffnungslos der Willkür der SS-Offiziere ausgeliefert, denn diese zogen bei Fluchtversuchen von Häftlingen den Appel zusätzlich in die Länge. Das Strafstehen von Gefangenen, die zuvor wegen eines Vergehens gemeldet worden waren, fand ebenfalls oft Anwendung.
Daraufhin fand die Einteilung in die Arbeitsgruppen statt, welches unmenschliche Arbeiten, wie zum Beispiel das Umgraben eines Feldes mit einer Hacke, bedeuteten. Gegen Ende des Krieges nutzte man die Arbeitskraft von Häftlingen für die Herstellung von Waffen der deutschen Wehrmacht. Für diesen Zweck wurden über 140 Außenlager errichtet, die sich über das ganze südliche Bundesgebiet verteilen. Am Abend fand der zweite Appel statt, obwohl viele von ihnen durch die harte Arbeit bereits total entkräftet waren.
Die 32 Baracken waren am Anfang ursprünglich die Kapazität von 6000 Insassen ausgelegt.
Da die SS wusste, dass sie mit der stationieren Wachmannschaft keine lückenlose Einhaltung der Verordnungen in den Baracken gewährleisten konnte, entwickelte sie das Konzept, dass Häftlinge Vergünstigungen erhielten, wenn sie im Gegenzug ihre Mitinsassen verrieten. Sie wurden ebenfalls dazu angehalten, selbst Schikanen auszuüben, um die Bildung von einer Revolte im Keim zu ersticken.
In den Dachauern Prozessen wurden diese Personen ihrer Mitverschuldung zur Rechenschaft gezogen und verurteilt. Ab der Wannsee Konferenz im Jahr 1942, wurden SS-Ärtzen die Erlaubnis gegeben an Häftlingen Experimente durchzuführen, welche fast immer Todesfolgen hatten. Diese reichten von gezielter Unterkühlung bis zum Todeseintritt, bis hin zu gezielten Infektionen mit Krankheiten. Außerdem gab es eine mobile Luftdruckkammer mit denen ebenfalls Experimente durchgeführt wurden.
Gegen Ende des KZ ging der Brennstoff für die Öfen des Krematoriums aus. Als das Lager am 29. April 1945 durch amerikanische Truppen befreit wurde, bot sich ein Bild des Grauens. Die Totenkammern waren voller Leichen und auch davor lagen Berge von Leichen.
Insgesamt wurden in der 12 Jährigen Betriebszeit 41.500 Menschen ermordet. Davon starben allein 18.000 in den letzten Monaten durch die katastrophalen Lebensbedingungen, die auch zum Ausbruch einer Typhusepidemie führten. Dazu kam es durch die harte Arbeit zu starker Unterernährung der Häftlinge. Weitere Tausende starben während und an den Folgen der „Evakuierungsmärschen“, welche aus den östlichen KZ nach Dachau führten. Eine weitere Folge der Märsche war eine katastrophale Überbelegung in den Baracken.
Die Tatsache, dass es eine so gewaltige Zahl an Toten gab, ohne das je die Gaskammer des Konzentrationslagers in Betrieb genommen wurde, ist erschreckend. Neben Auschwitz bietet Dachau eines der bedeutendsten Beispiele für den nationalistischen Terrors in den Konzentrationslagern und für den nationalistischen bzw. rechtsextremistischen Vernichtungswahn, den die Nationalsozialisten im 3. Reich verübten.
Auch wenn wir aus unser heutigen Sicht das Grauen von damals kaum mehr nachvollziehen können, so hat der Ausflug doch uns allen geholfen, die Geschehnisse von damals besser nachzuvollziehen.